AfroBlog

Friedenswünsche

„Auch ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gutes neues Jahr 

in Ihrer hoffentlich bald friedfertigen neuen Heimat.

Beste Grüße…“

Mein alter Lateinlehrer, den ich vor kurzem bei einem Klassentreffen wiedertraf, macht sich Sorgen um unsere Familie hier in Afrika. Was für ein Bild vermitteln auch die Abendnachrichten? Kriege in Südsudan und Ostkongo, weiterhin Attentate in Mali, unserem direkten östlichen Nachbarn, wo letztes Jahr die französische Armee intervenierte. Gewalt auch in der Zentralafrikanischen Republik, die jetzt immerhin eine Übergangspräsidentin gefunden hat. Deutsche Soldaten werden diesmal den französischen Einheiten direkt behilflich sein. Dabei ließe die Liste der Gewaltausbrüche sich leider verlängern und deshalb übertreiben die Nachrichtensendungen nicht, wenn sie Schreckensbilder aus Afrika versenden. 

Vor einer Woche erst trafen sich junge Menschen aus afrikanischen Ländern in Dakar, um über Jugendarbeitslosigkeit und wirtschaftliche Entwicklung zu diskutieren. Junge Menschen bis 25 stellen in vielen afrikanischen Ländern die Mehrheit der Bevölkerung; junge Menschen sind in der Mehrzahl arbeitslos. Und die Einwohnerzahlen nehmen weiter zu, werden das Heer der Arbeitslosen weiter füllen. In einem braven Kommuniqué baten die Versammelten den anwesenden Präsidenten des Senegal, Macky Sall, ihre Forderungen an die zuständigen Institutionen der UNO weiterzuleiten. „Wie sieht es aus mit den Milleniumszielen ?“, fragt die junge Generation.

Wie lange werden die zur Untätigkeit Verdammten noch brave Petitionen an die Politiker richten? Oder individuell eine gefährliche Flucht Richtung Lampedusa wagen? Wie lange können in guter afrikanischer Tradition die Familien noch solidarische Netze spannen? Ein asiatischer Aufschwung à la Vier Tiger ist in größerem Umfang nicht in Sicht, wenngleich wachsende Bevölkerungszahlen in der Theorie auch größere Märkte und zusätzliche Arbeitsplätze verheißen.

Die Friedenswünsche meines alten Lateinlehrers zum neuen Jahr haben uns sehr gefreut. Nicht sympathische Konvention sprach aus ihnen sondern berechtigte Sorge. Mögen sie unsere Hoffnung auf friedliche Entwicklung bestärken!

© HGT 2016