Düren 1359

Unsere Spurensuche beginnt im Mittelalter und muss dort beginnen, denn ohne Karmeliterorden kein Muttergotteshäuschen und ohne Casa Santa im italienischen Wallfahrtsort Loreto keine Lauretanische Litanei mit ihrer berühmten Anrufung der Trösterin der Betrübten. Aber müssen wir wirklich vom 2008 strahlend restaurierten Gnadenort der beiden Muttergotteshäuschen zurück ins Mittelalter? Zu Pest und Krieg, zu Hungersnöten, in dunkle, unaufgeklärte Zeiten? Doch die Zeichen der Zeit stehen nicht schlecht. Dieter Kühn, Schriftsteller mit Domizil in Düren, hat schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert das Mittelalter für seine Romane und Übersetzungen neu entdeckt. Ein Entertainer wanderte vor ein paar Jahren den Jakobsweg an die „finis terrae”, ans Ende der Welt, schrieb das meistverkaufte Sachbuch in der Geschichte der Bundesrepublik und fand zahlreiche Nachahmer. Mit Schwertern am Gürtel und in schwarzer Montur spielt in unseren Tagen eine erfolgreiche Band auf ihren Gitarren und Dudelsäcken Mittelalter-Mystik, sogar ein „Ave Maria” auf Latein. Selbst die 77 Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz bei Wien (gegründet 1133) können es nicht fassen: ihre Antiphon (Wechselgesang) „In Paradisum“ erreicht auf der Musikbörse iTunes Rekordmarken, bewegt sich auf das Doppel-Platinum zu (2 Millionen Verkäufe). Soviel Trend könnte fast schon wieder skeptisch machen, hätten wir mit unserem Consolatrix-Thema nicht solide Wegzehrung im Gepäck. 

(H. G. Tangemann, Marienpfade)

Jährliche Wallfahrt zur „Trösterin der Betrübten” am 30. April von St. Anna zum Muttergotteshäuschen

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