Dresden

Reisen wir ins „Elbflorenz“, Herrschersitz von Vater (I., 1670 – 1733, „der Starke“) und Sohn (II., 1696 – 1763) Friedrich August, Kurfürsten in Sachsen und Könige in Polen, beide beflissene Kunstsammler, die bei der Gestaltung des Flusstales vielleicht eher an ein Elbvenedig mit Canale Grande gedacht hatten. „Stark“ war man als König in absolutistischer Zeit nicht nur, wenn man Hufeisen zerbrechen und Münzen verbiegen konnte (das beeindruckte den kleinen Mann), sondern wenn man sich von den Insignien der Macht inspirieren ließ, um die Konkurrenten im Reich und in Europa zu verblüffen. Frankreichs „guter“ König Henri IV. (im Dialekt der Gascogne »lo nòstre bon rei Enric«) folgte dem Motto „Paris vaut bien une messe“ und wandelte sich vom Hugenotten zum Katholiken, vom Provinzmächtigen zu „Henri le Grand“ der Großmacht Frankreich.  August aus Sachsen hatte den Zusammenhang von Herrschaft und Legiti­ma­tion durch die Re­li­­gi­­ons­­­­­­zu­gehörig­keit verstanden: Wer König von Polen sein wollte, musste zum Katholizismus übertreten, Warschau war auch eine Messe wert. 

(H. G. Tangemann, Marienpfade)

Blick über das Muttergotteshäuschen nach Nordwesten

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